100 km mit dem Rennrad – das sollte doch auch ohne spezielles Radtraining für einen trainierten Ausdauerläufer machbar sein!
… So dachte ich, als ich mich – nachdem ich nur eine einzige lockere 50 km-Probefahrt mit Tobias Goschzik (Sturmvogel Bonn) gemacht hatte – mit meinem radsporterfahrenen Kommilitonen Fabian Sösemann für den allwöchentlichen Sonntags-Ausflug der Bonner Rennradfahrer verabredete.
Bei herrlichem Wetter fand sich dann am Sonntagmorgen gegen 10:30 Uhr beim Fahrradladen Velo-City eine etwa zehnköpfige Gruppe zusammen. Ich stellte sofort fest, daß drei Radfahrer Vereinsmitglieder der SSF waren und fühlte mich gleich etwas mehr zuhause in der Gruppe. Es ging locker zu. Einer löffelte noch schnell einen Joghurt, ein anderer kam etwas verspätet mit einer Tüte Brötchen unter dem Arm an. Bis auf eine Ausnahme waren alle Teilnehmer professionell ausgestattet: hochwertige Rennräder, Radtrikots und Radschuhe. An einem der blankgeputzten Rahmen war sogar noch eine Startnummer des Bonn-Triathlons angebracht. Die eben erwähnte Ausnahme fuhr auf einem Rad, das mehr Trekkingrad als Rennrad zu sein schien. Es verfügte aber immerhin über SPD-Pedale. Der Fahrer trug statt einem Radtrikot mit Rückentaschen ein schwarzes T-Shirt und dazu einen schweren Lederrucksack auf dem Rücken. Nachdem ich ihn gemustert hatte, fühlte ich mich zunächst nochmals gestärkt in der Annahme, in der Gruppe mithalten zu können. Das Gefühl legte sich dann aber wieder etwas, als ich von ihm erfuhr, daß auch er heute zum ersten Mal dabei sei…
Er war schließlich auch einer der ersten, die sich über das hohe Tempo beschwerten und schließlich zurückblieben. Ich selber konnte zunächst gut mithalten und kam auf einer Bergstrecke aus dem Schmelztal heraus als erster auf der Bergkuppe an, da mich mein kleinster Gang zwang ein relativ schnelles Tempo zu fahren, um den Berg überhaupt hoch zu kommen.
Auf einem kurzen Teilstück konnte ich mit Fabian auch bei Tempo 40 vorne fahren. Das ging aber nicht lange gut. Irgendwann kurz nachdem ich die Chance verpasst hatte, mich Bernhard anzuschließen, der eine Abkürzung nahm, ging bei mir kurz vor Hennef gar nichts mehr. Die Beine waren einfach leeeeer! Das hatte ich noch nie erlebt. Fabian ließ sich zurückfallen, um mich an die davoneilende Gruppe wieder heranzuführen, deren Windschatten mir verlorengegangen war. Aber ich konnte wirklich nicht mehr und mußte mich von ihm verabschieden. Nach einer kurzen Pause fuhr ich dann mit ca. 10 km/h weiter. In Hennef entschied ich mich dann, nach Hause in den Oberhau zu fahren. Das kostete mich eine Menge Kraft und noch mehr Zeit, da ich nun alle Viertelstunde eine Pause machen mußte. Insbesondere der Berg vorbei an der Sportschule war für mich sehr lang. Schließlich kam ich glücklich zuhause an und konnte mich entkräftet auf den Boden fallen lassen, wo ich von meiner Mutter versorgt wurde.
Das nächste Mal bin ich besser vorbereitet und habe mehr Nahrung bei mir.